Crapule Foren-Ass
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| Thema: Der Ökologismus als neue Religion der Wohlstands-Eliten 07.01.10 14:58 | |
| Schützen die Wasser des Atlantiks die europäische Aufklärung vor einem Rückfall in fromme Einfalt? Viele Kommentare nach der Wiederwahl George W. Bushs klangen danach. Deutsche Hollywood-Filmer und kalifornische Saab-Fahrer kündigten einen Massenexodus nach Old Europe an. Dort die Festung Bibel schwingender Hinterwäldler. Hier der Hort kritischer Rationalität. Ach, wirklich? Die meisten der Deutschen und viele Europäer sind in der Anwendung der Prinzipien der Aufklärung in etwa so konsequent wie die Chinesen bei den Menschenrechten. Die Kirchen leeren sich, aber das heißt noch lange nicht, dass nun Skeptiker, Freidenker und Agnostiker das Terrain erobern. Das offenbar konstante Bedürfnis nach Seelenheil sucht sich in unseren ach so weltlich emanzipierten Kreisen lediglich andere Wege. Die neue Frömmigkeit irrlichtert irgendwo umher zwischen dem Dalai Lama und der Walldorf-Schule, Greenpeace und Peta. In den gebildeten Schichten breiten sich neue religiöse Strömungen aus: Anthroposophie, Buddhismus und Esoterik in allerlei Spielarten. Die stärkste und am weitesten verbreitete Strömung lehnt es jedoch strikt ab, Glauben genannt zu werden: der Ökologismus. Ökopazifistische Kreise stimmen in ihrer Ablehnung der Stammzellen-Forschung mit ihrem Lieblingsfeind George W. dem Schrecklichen vollkommen überein. Während Bush nicht will, dass man Gott ins Handwerk pfuscht, glauben sie, man versündige sich an einer als harmonisch imaginierten Natur. Diese Haltung entspricht in etwa der schönen Formel: „Ich gehe jetzt zum Pinkeln, aber aus anderen Gründen.“ Das ewige Leben findet in unablässigen Recycling-Schleifen seine Entsprechung und die Buße erfolgt in Form des Dosenpfandes. An die Stelle des jüngsten Gerichtes tritt die Klimakatastrophe und statt Kirchtürmen ragen Windräder gen Himmel. „Wir haben verlernt unsere Erde zu lieben,“ barmt jüngst die Kolumnistin einer Boulevardzeitung, welche in einer großen Serie den Weltuntergang für das Jahr 2060 ankündigte. Unter einer weltlichen Camouflage befinden wir uns auf dem Weg zurück zur Naturreligion.
Der Ökologismus hat er es in Deutschland beinahe schon zur neuen Staatsreligion gebracht. Und die traditionellen Kirchen reihen sich in den grünen Pilgerzug ein, um nicht alle Schäfchen zu verlieren. „Mehr Demut gegenüber der Natur,“ forderte Bischof Wolfgang Huber nach dem Seebeben in Südasien. (Ob sich die Platten-Tektonik im indischen Ozean davon beeindrucken lässt?) Sein anglikanischer Kollege Bischof Anthony Russell deutet die Globale Erwärmung als „neue Sintflut“ und Strafe für den „Ungehorsam der Menschen“.
In deutschen Schul- und Kinderbüchern, in Videoclips und Vorabendserien, in staatlichen Museen und Parteiprogrammen prägen längst ökologistische Glaubenssätze die öffentliche Sprache. Das Mantra dazu liefern die Medien, die nunmehr seit mehr als drei Jahrzehnten den bevorstehenden Weltuntergang ankündigen. In den frühen siebziger Jahren wurde er auf die Jahrtausendwende terminiert: Im Jahr 2000 sollten alle Ressourcen verbraucht, alle Bäume gestorben und nahezu die gesamte Flora und Fauna ausgerottet sein – das galt damals als zweifelsfrei sicher. Die Amerikaner Paul Ehrlich und Dennis Meadows, der deutsche Herbert Gruhl, der Österreicher Robert Jungk und andere Propheten des Weltuntergangs wurden von einem mächtigen medialen Posaunechor begleitet. Die Deutschen bescherten der Welt das Wort „Waldsterben“, konnten aber nie erklären, warum dieses unmittelbar hinter den Landesgrenzen endete. Keine der düsteren Prophezeiungen traf ein – doch der Chor wurde immer lauter und schriller. Die Medien, sagt der Schriftsteller Michael Crichton seien wie der Typ in der Fußgängerzone mit dem Schild „Das Ende der Welt ist nah“. Verstreiche das Datum folgenlos, werfe der sein Plakat ja auch nicht weg: „Er geht nachhause und malt ein neues mit einem neuen Datum und rennt damit wieder auf der Straße.“
Wie im Christentum rankt sich die Vorstellungswelt des Ökologismus um die Erwartung einer Endzeit, auf die man sich durch Verzicht und Buße vorbereiten soll. Das Schrifttum zur „Klimakatastrophe“ steckt für jedermann erkennbar voller solcher Motive. Viele Leitmedien bedienen sich dieser Bilder so unkritisch, als seien sie die Hauspostille des Vatikan. Die überlieferten religiösen Muster erfahren im Ökologismus Bedeutungsverschiebungen, bleiben jedoch in ihrer Symbolkraft bestehen. Die Natur ist gut, der Mensch ist schlecht. Und wenn der Mensch nicht gehorcht, droht ihm „die Rache der Natur“. Die erzürnte Naturgöttin verlangt Beschwichtigungsrituale (was die Inbrunst erklärt, mit der viele ihren Müll sortieren). Das Natürliche: rein, unverdorben, heilig. Das vom Menschen gemachte: sündhaft, schmutzig, verderbt. In der Popkultur haben Delphine und Wale die Rolle der Engel eingenommen: gütige und weise höhere Wesen, die uns Botschaften übermitteln. Wie das kirchliche Abendmahl festigen Lichterkette und Sitzblockade die Gemeinschaft der Gläubigen. Und wie in allen Religionen sorgen Nahrungstabus für elitäre Abgrenzung von den unreinen Heiden. „Bio“ ist nichts anderes als „halal“ oder „koscher“, eine mentale Hilfestellung zur Festigung des Glaubens im Alltag (es gibt - trotz vieler Versuche ihn zu erbringen - keinen wissenschaftlichen Nachweis, dass gentechnikfreie Lebensmittel, oder solche die nach den Richtlinien der Ökoverbände erzeugt wurden, gesünder oder nahrhafter seien). Erlösung verspricht einzig der „ökologische Kreislauf,“ der die individuelle Vergänglichkeit in den ewigen Zirkel der Natur transzendiert.
„Der Ökologismus ist heute eine der einflussreichsten Religionen der westlichen Welt,“ diagnostiziert Michael Crichton, der in seinen Thrillern immer wieder gutes Gespür für die Befindlichkeit der westlichen Zivilisation bewiesen hat. „Es scheint die bevorzugte Religion urbaner Atheisten geworden zu sein.“ In dem Maße wie das traditionelle Christentum erodiert, erobert der Ökologismus das Denken und Fühlen der Menschen. Allerdings haben wir es mit einem religiösen Bekenntnis zu tun, dass sich selbst für durch und durch rational, ja wissenschaftlich fundiert hält. Ganz wie die Christen und Juden vor der Aufklärung oder viele Moslems noch heute, halten Ökologisten ihren Glauben nicht für einen Glauben, sondern für eine Bestandsaufnahme unleugbarer, naturgesetzlicher Tatsachen. Da der Ökologismus häufig im Gewand der Wissenschaft auftritt, ihre Ausdrucksweise imitiert und sich ihre Autorität anmaßt, wird es sich auf Dauer jedoch nicht vermeiden lassen, wieder einen klaren Trennungsstrich zu ziehen zwischen Glaubensbekenntnissen und ökologischer Vernunft, zwischen Kirche und Staat. Ohne eine solche Trennung, werden die Mythen und Legenden früher oder später zur Grundlage politischen Handelns. Niemand wird in Deutschland zum christlichen Abendmahl gezwungen, zum unsinnigen Trennen von Plastikmüll aber sehr wohl.
Erkenntnisse der wissenschaftlichen Ökologie stehen oftmals im deutlichen Gegensatz zu den Glaubenssätzen des Ökologismus. So wird kein Forscher heute mehr ernsthaft behaupten, es gäbe in der Natur ein Gleichgewicht. Dennoch gehört das Motiv des „natürlichen Gleichgewichts“ der „Balance“ nach wie vor zu jeder politischen Sonntagsrede. Auch die ökologistische Vorliebe für das Ländliche, Bäuerliche im Gegensatz zur verdorbenen Industriekultur ist mit ökologischen Fakten nicht zu vereinbaren. Nüchtern betrachtet, nimmt die Primärwirtschaft auch heute noch wesentlich mächtiger Einfluss auf Landschaften, Pflanzen und Tiere als jedes Atomkraftwerk und jede Autofabrik. Archaische Praktiken wie Brandrodung, Jagd, Fischerei oder die Umwandlung von Wäldern in Ackerland verändern die Natur des Planeten erheblich stärker als die moderne Technologie, die den Ökologisten so suspekt ist.
Wer forscht, orientieren sich ergebnisoffen an messbaren Tatsachen. Folglich sind Ökologen (also die Wissenschaftler, die sich mit Ökologie befassen) oftmals keine Ökologisten. Einer der angesehensten Ökologen Deutschlands, der Münchner Josef H. Reichholf verfasste eine Streitschrift, in der er sein Wissensgebiet gegen Vereinnahmung in Schutz nimmt („Die falschen Propheten“, Wagenbach-Verlag). Über den heutigen Ökologismus heißt es darin, er habe sich „zu einem religionsartigen Lebensmodell entwickelt, dass uns in immer stärkerem Maße vorschreibt, was zu tun und zu lassen ist.“ Für viele dieser Vorschriften gibt es keinen vernünftigen Grund. Die Grenzen zwischen berechtigten Sorgen und esoterischem Humbug ist längst gefallen. Furchtbare Gefahren lauern angeblich in Mobiltelefonen, Zahnplomben und Plastikspielzeug.
Nun ist man in einer Zeit, in der fundamentalistische Gottesmänner Blutbäder in aller Welt anrichten, direkt dankbar für Religionen, die keine Menschenleben kosten. Doch hat der Ökologismus auch hier seine Unschuld verloren. Er kostet inzwischen Menschenleben, und zwar sehr viele. Weltweit stirbt alle 30 Sekunden ein Mensch an Malaria. Mitverantwortung dafür tragen westliche Ökoeliten, die gegen jede Vernunft und gegen jedes soziale Gewissen eine kurzsichtige Ächtung des Spritzmittels DDT durchgesetzt haben, das bei der Malariabekämpfung wertvolle Dienste leistete (Es wird dabei vergleichsweise winzigen Mengen angewandt und schadet - im Gegensatz zum Einsatz in der Landwirtschaft - auch nicht den Vögeln).
Leider ist dies nicht das einzige Beispiel. Die Reihe ökologistischer Kreuzzüge auf Kosten anderer wird immer länger: Sie reichen von der Bekämpfung der grünen Gentechnik (und ihrer Potentiale für Entwicklungsländer), über das Boykottieren von Impfungen (wodurch sie Infektionskrankheiten wieder ausbreiten), bis hin zum Verhindern medizinischer Forschung, weil dafür Tierversuche notwendig sind. Mit religiösem Eifer werden die Möglichkeiten untergraben, gegenwärtige und künftige Menschheitsprobleme zu lösen. Die Ökologisten sehen sich dabei selbst als milde und gütige Menschen, deren Härte von der heiligen Sache erzwungen wird. Der Gedanke menschenfeindlich zu handeln, weil die Humanität abhanden gekommen ist, erscheint ihnen völlig absurd. Das hat eine gewisse Tradition. Schon der Urgrüne Jean-Jacques Rousseau, der die große Harmonie von Mensch und Natur predigte, steckte seine eigenen fünf Kinder ins Findelhaus. Sie waren ihm zu teuer und zu laut.
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"Ein Mann, der die Wahrheit spricht, braucht ein schnelles Pferd".
chin. Sprichwort, Konfuzius. |
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